Warum wir ein liberaleres Lebensmittelgesetz brauchen ...

EIn Fuchs, der am Rande einer Lichtung etwas versteckt die Landschaft beobachtet.

Um was geht es in diesem Beitrag?

Die aktuellen Lebensmittelgesetze erfüllen oft einen guten Zweck, nämlich der Gewissheit, sichere Lebensmittel im Regal zu finden. Für uns als Hersteller sorgen sie ausserdem - theoretisch - dafür, dass sich kein Hersteller zulasten der anderen durch Verbrauchertäuschung einen Wettbewerbsvorteil verschafft. 

Das oder besser die Lebensmittelgesetze schiessen jedoch in vielen Punkten über ihre Ziele hinaus: So dürfen wir dir aufgrund der strengen LIV (Lebensmittelinformationsverordnung 🇨🇭 bzw. dem Pendant in der EU 🇪🇺, der HealthClaimsVO) in vielen Fällen kein Ernährungswissen zur Verfügung stellen, weil das Gesetz dies oft als unzulässige "gesundheitsbezogene Angabe" verbietet.

Ein Beispiel: Es ist allgemein bekannt, dass Ballaststoffe gut für die Verdauung sind. Dennoch zwingt uns das aktuelle Gesetz, dir diese Information auf dem Etikett der meisten ballaststoffreichen Lebensmittel oder in der Werbung dazu vorzuenthalten, da es eine unzulässige "gesundheitsbezogene Angabe" wäre. So fehlen dir wichtige Informationen bei deiner Kaufentscheidung und du greifst dadurch im Laden stattdessen vielleicht sogar unbewusst zu einem ungesunden Produkt obwohl du eine gesunde Alternative zur Auswahl gehabt hättest.

Schreibt man hingegen etwa einen Artikel - ohne einen Zusammenhang zu einem Produkt zu schaffen - so unterliegt dies praktisch überhaupt keinen Gesetzen, was bedeutet, dass man unter Umständen bei Drittanbietern sogar falsche Informationen erhält. In Zeiten von unzähligen Halbwahrheiten, die im Internet kursieren, wird das Problem umso deutlicher. Diese Situation erscheint absurd.

Wir fordern daher, die LIV und die HealthClaimsVO dahingehend zu entschärfen, dass sog. "gesundheitsbezogene Angaben" auch zulässig sind, sobald hinreichend wissenschaftliche Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen einem Lebensmittel einerseits und der Gesundheit andererseits vorliegen, ohne dass eine Lebensmittelbehörde in einem langjährigen und teuren Verfahren vorher ihr Einverständnis dazu geben muss.

Und nun im Detail:

Als Lebensmittelhersteller und -händler sind sind wir insbesondere den Lebensmittelgesetzen verpflichtet. Sie bestimmen unser tägliches Geschäft und sind unserer Meinung nach mehrheitlich auch sinnvoll und wichtig. Sie stellen sicher, dass du als Verbraucher dich darauf verlassen kannst, auf dem europäischen Kontinent stets sichere Produkte im Geschäft kaufen zu können. Unter den Herstellern schaffen die geltenden Gesetze ein gewisses Mass an Gleichberechtigung, da - theoretisch - für alle die gleichen Spielregeln gelten und niemand zulasten der Verbrauchersicherheit davon abweichen darf.

VIVA LA VIDA versteht sich jedoch nicht nur als "gewöhnlicher" Lebensmittelhersteller, sondern auch als Botschafter für die Verbreitung von hochwertigem, wissenschaftlich-fundiertem Ernährungswissen. Denn wir sind überzeugt, dass viele Krankheiten wie Atherosklerose, Diabetes Typ 2 oder bestimmte Krebserkrankungen - insbesondere in unserer westeuropäischen Wohlstandsgesellschaft - vermieden werden könnten, hätten die Verbraucher leichteren Zugang zu diesem Ernährungswissen und könnten ihre Ernährung entsprechend umstellen. Studien zur mediterranen Diät bzw. nordischen Diät und eine damit im Zusammenhang stehender, auffälliger Rückgang einiger der oben genannten Erkrankungen bestätigen die Annahme.

Was ist also das Problem?

1. Problem: Die strengen EU-Gesetze, die die Schweiz fast 1:1 übernommen hat, verbieten uns, dich darüber zu informieren, welche Vitamine und Mineralien in einem Produkt enthalten sind, wenn der Hersteller in seinem Nährwerteverzeichnis (Tabelle hinten auf der Verpackung) diesen Nährstoff nicht genau beziffert. Noch nicht einmal die Aussage "gesund" dürfte gemacht werden.

Ein Beispiel: Dass eine Zitrone 🍋 ein gesundes Lebensmittel mit viel Vitamin C ist, weiss wohl jedes Kind. Dennoch ist es uns als Lebensmittelhersteller und -händler zunächst verboten, dich darüber zu informieren. Noch nicht einmal "gesunde Zitronen" dürfte man schreiben, wenn man nicht genau angibt, wie viel Vitamin C in der Zitrone steckt und was dieses Vitamin C macht. Die genaue Menge an Vitamin C zu ermitteln, ist jedoch für viele - insbesondere kleine - Hersteller kaum machbar, da sie sehr aufwendig und teuer ist. Auch scheuen viele eine solche Angabe, da sie Sorge haben, unwissentlich eines der vielen komplizierten Gesetze zu übersehen. In der Folge erfährst du als Verbraucher nicht, was viele Lebensmittel eigentlich "könnten", insbesondere in Bezug auf die Unterstützung deiner Gesundheit.

2. Problem: Selbst wenn der Hersteller den Nährwert genau beziffert, darf der Verbraucher in vielen Fällen nicht informiert werden, was die Wirkung des Nährwerts auf die Gesundheit ist.

Ein Beispiel: Ballaststoffe aus Flohsamen sind gut für die Verdauung. Es existieren zahlreiche Studien über einen langen Zeitraum hierzu - es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es einen positiven Effekt auf die Verdauung gibt. Selbst die EFSA - die Europäische Lebensmittelbehörde - hat dies eingeräumt. Trotzdem ist die Aussage, dass ein Lebensmittel aus Flohsamen gut für die Verdauung ist, verboten. Warum? Das aktuelle Gesetz sieht einen Katalog an Nährstoffen vor, für die "gesundheitsbezogene Aussagen" gemacht werden dürfen. Darin sind aktuell zwar Einträge zu Ballaststoffen aus Gerstenkörnern und Hafer, nicht jedoch zu Flohsamen vorhanden. Damit ist trotz vorhandener Studienlage eine Aussage zur gesundheitlichen Wirkung von Ballaststoffen aus Flohsamen nicht erlaubt. Der Verbraucher könnte in der Folge also denken, dass Ballaststoffe aus Gerste oder Hafer einen Vorteil gegenüber jenen aus Flohsamen hätten, was nicht stimmt. Das Gegenteil ist sogar der Fall, da Flohsamen etwa ein deutlich höheres Quellvermögen haben als Gerste oder Hafer und deutlich mehr Schleimstoffe bilden, was als sehr vorteilhaft für die Darmgesundheit angesehen wird. Das strenge Gesetz erreicht also das genaue Gegenteil dessen, was es eigentlich bewirken soll - nämlich sichere Informationen für den Verbraucher bereitzustellen. Es gehört daher entschärft.

Und die Lösung?

Wie weiter oben bereits angeklungen ist VIVA LA VIDA der Meinung, dass eine Entschärfung so aussehen muss, dass Verbraucher wie du jederzeit die Möglichkeit haben müssen, auf alle verfügbaren Informationen bei der Wahl ihrer Lebensmittel zugreifen zu können.

Das aktuelle Gesetz verhindert dies, da es uns und alle anderen Lebensmittelhersteller zwingt, dir gegenüber Informationen bewusst zurückzuhalten, die einer informierten Kaufentscheidung und vor allem deiner Gesundheit nützen können.

Wir fordern daher, die LIV und die HealthClaimsVO dahingehend zu entschärfen, dass sog. "gesundheitsbezogene Angaben" auch zulässig sind, sobald hinreichende wissenschaftliche Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen einem Lebensmittel einerseits und der Gesundheit andererseits vorliegen, ohne dass eine Lebensmittelbehörde in einem langjährigen und teuren Verfahren vorher ihr Einverständnis dazu geben muss.

Konkret bedeutet dies die Änderung des Artikel 31 Absatz 3 LIV dahingehend, dass "gesundheitsbezogene Angaben", die nicht in Anhang 14 der LIV enthalten sind auch dann gemacht werden dürfen, wenn es für die Aussage, die der Lebensmittelhersteller anbringen möchte, nach seiner begründeten Einschätzung eine hinreichende medizinisch-wissenschaftliche Evidenz gibt.

Nach amerikanischem Vorbild könnte die Aussage dann etwa mit einer Art Warnhinweis zu versehen sein, dass die Aussage nicht von einer offiziellen Stelle bewertet wurde. So bleibt es dem Verbraucher eigenverantwortlich überlassen, ob er der Aussage des Herstellers Wert beimisst, oder sich lieber für ein anderes Produkt entscheidet. Jedenfalls würden ihm aber nicht - wie aktuell - aufgrund eines über-strengen Gesetzes wissentlich Informationen vorenthalten werden.

Übrigens ...

Wir freuen uns, wenn du mit uns zu diesem Thema ins Gespräch kommst. Hinterlasse gern hier oder auf Instagram eine Nachricht und sprich mit deinen Freunden und Bekannten über dieses Thema. Nur so können wir einen Wandel bewirken.

In jedem Fall vielen Dank, dass du diesem wichtigen Thema einige Minuten deiner Zeit gewidmet hast.

Bitte denk daran, dich täglich ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren 😉😋

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